02.09.2009

Gewerbliches Automatenspiel in Deutschland

Bestandsaufnahme gewerbliches Automatenspiel

RA Martin Reeckmann hat im Auftrag des Bundesverbandes privater Spielbanken in Deutschland e.V. (BupriS) und der Deutschen Spielbanken Interessen- und Arbeitsgemeinschaft (DeSIA) eine umfangreiche Bestandsaufnahme des stark expandieren Glücksspielangebots der gewerblichen Automatenwirtschaft in Spielhallen und Gaststätten vorgelegt und dabei politischen Handlungsbedarf bei der Rückkehr zum Unterhaltungsspiel formuliert.

Die Bestandsaufnahme sichtet und sortiert die verfügbaren Erkenntnisse und Stimmen zum Markt der Geldgewinnspielgeräte. Behandelt werden das von der Gewerbefreiheit geprägte Regulierungssystem, die unzureichende gesetzliche Regelung des Jugend- und Spielerschutzes, die unzulängliche Prüfung der Geldgewinnspielgeräte, die längst sichtbaren Folgen der Novellierung der Spielverordnung 2005/2006 und anderes mehr. Die fiskalischen Belange der Gebietskörperschaften werden ebenso angesprochen wie die unermüdlichen Kommunikationsmaßnahmen der Automatenindustrie.

Die Bestandsaufnahme steht hier als PDF bereit.

Nachtrag:

  • Die Bestandsaufnahme wird in der amtlichen Begründung des Ersten Glücksspieländerungsstaatsvertrages zur Einführung des neuen Siebten Abschnitts (Spielhallen) zitiert.
  • Die Deutsche Spielbanken Interessen- und Arbeitsgemeinschaft (DeSIA) ist am 19.05.2010 in Hannover durch Beschluss der Mitglieder aufgelöst worden.

09.04.2009

Wissenschaftliches Forum Glücksspiel

Feststellung des Gefährdungspotentials von Glücksspielen
Das Wissenschaftliche Forum Glückspiel ist ein interdisziplinär besetztes Gremium, das sich auf nationaler Ebene mit der Feststellung des Gefährdungspotentials von Glücksspielprodukten beschäftigen soll. Beteiligt sind die Disziplinen Medizin, Psychologie, Recht, Ökonomie und Sozialwissenschaften. Initiatoren des Wissenschaftlichen Forums Gücksspiel sind die Aktion Mensch und die ARD-Fernsehlotterie. Projektleiter ist Prof. Dr. Dr. Franz W. Peren, FH Bonn-Rhein-Sieg. Mitglieder des Forums sind bzw. waren (in alphabetischer Reihenfolge):
  • Prof. Dr. Tilman Becker, Universität Hohenheim
  • Prof. Dr. Manfred E. Beutel, Universität Mainz
  • Prof. Dr. Reiner Clement, FH Bonn-Rhein-Sieg
  • Prof. Dr. Jörg Ennuschat, Universität Konstanz
  • Prof. Dr. Sabine Grüsser-Sinopoli, Universität Mainz (verstorben)
  • Prof. Jörg Häfeli, Hochschule Luzern - Soziale Arbeit
  • Prof. Dr. Gerhard Meyer, Universität Bremen
  • Dipl.-Psychologin Chantal P. Mörsen, Charité Campus Mitte, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, AG-Spielsucht
  • Prof. Dr. Dr. Franz W. Peren, FH Bonn-Rhein-Sieg
  • Rechtsanwalt Martin Reeckmann, Berlin (bis März 2009)
  • Prof. Dr. Wiltrud Terlau, FH Bonn-Rhein-Sieg


Veröffentlichung:
Mess- und Bewertungsinstrumente zur Feststellung des Gefährdungspotentials von Glücksspielprodukten
in: Zeitschrift für Wett- und Glücksspielrecht (ZfWG) 2008, S. 1
zum Download von Heft 01/2008 der ZfWG
Bei dem Aufsatz handelt es sich um die erste Veröffentlichung des Wissenschaftlichen Forums Glücksspiel, das seit September 2007 ein Tool entwickelt, mit dem das unterschiedliche Gefährdungspotential von Glücksspielprodukten gemessen und festgestellt werden kann. Das Wissenschaftliche Forum Glücksspiel ist interdisziplinär besetzt: Beteiligt sind Wissenschafter aus den Disziplinen Medizin, Psychologie, Recht, Ökonomie und Sozialwissenschaften.  Ziel des Wissenschaftlichen Forums Glücksspiel ist zunächst die Entwicklung und Etablierung eines objektiven Instruments zur objektiven Messung und Bewertung des Gefährdungspotentials von Glücksspielprodukten. Mit einem solchen Instrument ergibt sich für Anbieter die Möglichkeit, vorhandene oder geplante Produkte auf ihr Gefährdungspotential hin zu überprüfen und gegebenenfalls zu modifizieren. Der Gesetzgeber kann an Hand des Mess- und Bewertunginstruments abgestufte Rahmenbedingungen für den Glücksspielmarkt schaffen; Behörden und Gerichte können das Tool der Rechtsanwendung zugrundelegen. Nicht zuletzt können die mit dem Messinstrument gefundenen Ergebnisse für Verbraucher als Orientierungshilfe im Glücksspielmarkt dienen. Dies wird durch die Visualisierung des Messergebnisses mittels einer Farbskala (in fünf Stufen von Grün über Gelb bis Rot) ermöglicht.

Ansatzpunkt des Messinstruments ist die Erkenntnis, dass Glücksspielprodukte nach Kriterien unterschieden werden können, aus denen sich unterschiedliche Gefährdungspotentiale ergeben. Beispielsweise gelten solche Glücksspiele als eher suchtgefährdend, die eine rasche Spielabfolge aufweisen und eine sofortige Rückmeldung über Gewinn oder Verlust bieten (z.B. Glücksspielautomaten, Roulette). Durch die sorgfältige Erfassung und Gewichtung der strukturellen (spielmediumsbezogenen) Merkmale und der situationalen (kontextbezogenen) Merkmale von einzelnen Glücksspielprodukten kann letztlich eine Bewertung ihres Gefährdungspotentials vorgenommen werden. Der von dem Wissenschaftlichen Forum Glücksspiel festgelegte Kriterienkatalog zur Beurteilung des Gefährdungspotentials von Glücksspielprodukten stützt sich auf eine umfassende Auswertung der vorhandenen Literatur und umfasst derzeit (Stand: Ende 2007) folgende Merkmale:
  • Ereignisfrequenz,
  • Grad der Interaktivität,
  • Förderung der Kontrollüberzeugung,
  • Einsatz,
  • Gewinnstruktur,
  • sozialer Kontext,
  • Anonymität,
  • Vermarktung,
  • Verfügbarkeit,
  • Jackpot,
  • sensorische Produktgestaltung,
  • Art des Zahlungsmittels.
Im Einzelnen werden kausale Zusammenhängen zwischen den einzelnen Kriterien bzw. Gruppen von Kriterien gebildet. Denkbar ist ferner eine zielgruppenorientierte Differenzierung der Kriterien nach Alter (Jugendliche/Heranwachsende und Erwachsene) oder nach Spielertypen. Das konkrete Gefährdungspotential einzelner Glücksspielprodukte kann durch ein Scoring-Modell (Punktbewertungsschema) erfasst werden.
Die Visualisierung der konkreten Bewertung erfolgt dann in Form einer Score-Card (Zählkarte) und/oder eines Spinnendiagramms. Dabei geben Ampelfarben für schnelle Orientierung über die Messergebnisse (z.B. Hellgrün = sehr geringes Gefährdungspotential oder Rot = sehr hohes Gefährdungspotential). In der Praxis ist eine Verwendung dieser Ampelfarben zur Produktkennzeichnung und somit eine deutliche Deklarierung der unterschiedlichen Glücksspielprodukte denkbar.


Präsentation der Ergebnisse der Validierungsstudien Das Wissenschaftliche Forum Glücksspiel hat seine Studien zur Validierung des Messinstruments am 3. Februar 2009 im Wissenschaftszentrum in Bonn der Öffentlichkeit vorgestellt. In der Pressemitteilung heißt es unter anderem:
"Mit dem von uns entwickelten Mess- und Bewertungsinstrument zur Feststellung des Gefährdungspotenzials von Glücksspielprodukten geben wir dem Gesetzgeber, der Rechtsprechung und der Verwaltungspraxis ein Werkzeug an die Hand, Glücksspielprodukte differenziert nach ihrem möglichen Gefährdungspotenzial zu bewerten", so Prof. Franz W. Peren vom Fachbereich Wirtschaft der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, der heute im Wissenschaftszentrum Bonn die Ergebnisse des Wissenschaftlichen Forums Glücksspiel präsentierte. Seit Anfang 2007 hatte ein interdisziplinär besetztes Forscherteam mit Experten aus Ökonomie, Recht, Medizin, Psychologie und Soziologie an einem Mess- und Bewertungsinstrument zur Feststellung des Gefährdungspotenzials von Glücksspielen gearbeitet. "Ab sofort ist es möglich, ein messbares Profil einzelner Glücksspielprodukte zu erstellen. Das jeweilige Gefährdungspotenzial kann anhand unserer Mess- und Bewertungskriterien in transparenter Weise identifiziert und verglichen werden", so Prof. Gerhard Meyer von der Universität Bremen.

Weitere Veröffentlichungen zu dem Messinstrument:
  • Wissenschaftliches Forum Glücksspiel, Mess- und Bewertungsinstrument zur Feststellung des Gefährdungspotentials von Glücksspielprodukten, ZfWG 2010, 305
  • Peren/Clement, Evaluation of the Pathologic Potential of Gambling Products, The Journal of Gambling Business and Economics Volume 5, Number 3, December 2011 , pp. 44-54
  • Peren/Clement, Evaluation of the Pathological Potential of Gambling Products, Gaming Law Review and Economics, April 2012, Vol. 16, Issue 4, pp 178-183